Der Basiszinssatz nach IDW S 1 steigt zum 01.07.2022 mit gerundet 1,25 % weiterhin an und setzt den bisherigen Aufwärtstrend weiter fort. Im Vergleich zum Vormonat steigt der Basiszinssatz ungerundet von 0,825 % auf 1,235 %. Das starke Wachstum beim Basiszinssatz hält somit weiter an. Letztmalig überschritt der gerundete Basiszinssatz die 1,00 %-Marke zum Monatsanfang am 01.12.2018 mit ebenfalls gerundet 1,25 %.
Der für Bewertungszwecke relevante Basiszinssatz steigt zum 01.07.2022 weiterhin an. Mit einem Anstieg von 0,45 %-Punkten im Vergleich zum Vormonat setzt sich der betrachtete Anstieg auch in diesem Monat weiter fort. Erstmals seit dem 01.12.2018 ist der gerundete Basiszinssatz wieder größer als 1,00 %.
Der für Zwecke von (Unternehmens-)Bewertungen relevante Basiszinssatz nach IDW S 1 unterliegt seit mehreren Jahren einem insgesamt fallenden Trend. Nach der grundsätzlich steigenden Tendenz beim Basiszinssatz zu Beginn des Jahres 2020 gingen die zunehmende Ausbreitung des Corona-Virus sowie die anschließenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie aber auch an der Entwicklung des Basiszinssatzes nach IDW S 1 nicht spurlos vorüber. Seit dem 01.01.2022 ist der Basiszinssatz jedoch von 0,10 % auf nun 1,25 % um mehr als 1,00 %-Punkt gestiegen. Der Basiszinssatz ist aktuell damit auf einem Niveau ähnlich zum Zeitraum 2015 bis Anfang 2019.
Der Fachausschuss für Unternehmensbewertung und Betriebswirtschaft (FAUB) des IDW hat aufgrund der seit nunmehr mehreren Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase eine Empfehlung für die Vorgehensweise bei der Rundung des Basiszinssatzes ausgesprochen. Sofern dieser unter einem Prozentpunkt liegt, ist der für die Unternehmensbewertung relevante Basiszinssatz auf 1/10-Prozentpunkte zu runden. Bei Zinssätzen oberhalb von 1,00 % ist der Zinssatz weiterhin auf ¼-Prozentpunkte zu runden.
Bereits vor der Corona-Krise bewegte sich der Basiszinssatz auf historischen Tiefständen und war ungerundet zum 01.11.2019 erstmals sogar leicht negativ. Bis Ende Februar 2020 erholte sich der basierend auf einer dreimonatigen Durchschnittsbetrachtung ermittelte Basiszinssatz wieder leicht auf 0,20 %. Diese kurze Erholungsphase wurde durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise unterbrochen. Seit Jahresbeginn ist jedoch eine deutlich steigende Tendenz beim Basiszinssatz zu beobachten.
Zum 01.07.2022 beträgt der Basiszinssatz ungerundet 1,235 % (per 01.06.2022: 0,825 %). Im Vergleich zum Vormonat ergibt sich ungerundet ein Anstieg, der sich auch in diesem Monat im gerundeten Wert niederschlägt. Relativ betrachtet setzt sich der Anstieg vom Vormonat damit weiterhin fort und der ungerundete Basiszinssatz steigt um rund 50 % an. Hintergrund dafür dürften auch die derzeitigen Verwerfungen auf den internationalen Kapitalmärkten sowie die politischen Unsicherheiten sein, die eine Flucht der Anleger in sichere Bundesanleihen zur Folge haben. Auch historisch hohe Inflationsraten sorgen für steigende Basiszinssätze. In der Folge der historisch hohen Inflationsrate sind auch neben der Entwicklung der risikolosen Zinsen auch bei weiteren Zinssätzen erhebliche Anstiege zu verzeichnen, beispielsweise bei der Immobilienfinanzierung oder generell bei Kreditlinien.
Bei einer Rundung auf 1/4-Prozentpunkte beträgt der Basiszinssatz im Vergleich zum Vormonat 1,25 %. In der Folge beträgt der gerundete Basiszinssatz zum ersten Mal seit Dezember 2018 (Basiszinssatz zum 01.12.2018: 1,25 %) zum Monatsende mehr als 1,00 %. Ob zukünftig mit einer nachhaltigen Erholung des Basiszinssatzes gerechnet werden kann, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Dies wird von den weiteren weltweiten Entwicklungen und Krisen sowie auch von der Geldmarktpolitik der Zentralbanken abhängen. Sollte sich die derzeitige Entwicklung aber fortsetzen, dann dürfte der Basiszinssatz noch weiter steigen.
Der FAUB des IDW hat bereits in seiner Sitzung vom 22.10.2019 auf die im mittel- bis langfristigen Vergleich stark fallende Tendenz des Basiszinssatzes reagiert. Unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen an den Kapitalmärkten sowie der weiterhin expansiven Geldpolitik der EZB beschloss der FAUB des IDW, seine Empfehlung zum Ansatz der Marktrisikoprämie vor persönlichen Steuern auf 6,00 % bis 8,00 % (Mittelwert 7,00 %) anzuheben. Bezüglich der Marktrisikoprämie nach persönlichen Steuern hält der FAUB seitdem einen Ansatz in einer Bandbreite zwischen 5,00 % und 6,50 % (Mittelwert 5,75 %) für angemessen. Angesichts der Corona-Pandemie sieht der FAUB aktuell keinen Anlass, die aus 2019 stammende Bandbreitenempfehlung anzupassen. Auch in den Auswirkungen des aktuell andauernden Ukraine-Krieges sieht der FAUB des IDW keinen Anlass, die Bandbreitenempfehlung anzupassen. Sie gilt demzufolge unverändert auch aktuell. Die vorgenannte Empfehlung ist damit auch vor dem Hintergrund der aktuell steigenden Entwicklung des Basiszinssatzes weiterhin für die Praxis maßgeblich.
Zum 01.07.2022 betragen die standardisierten Eigenkapitalkosten vor persönlichen Steuern bei Ansatz der Mittelwertempfehlung des IDW bei einem Beta-Faktor von 1,0 und einem Basiszinssatz von gerundet 1,25 % somit 8,25 %. Dies entspricht einem Faktor von rd. 12,12. Die weitere Entwicklung des Zinssatzes bleibt vor dem Hintergrund der aktuell vergleichsweise unruhigen Entwicklung am Kapitalmarkt sowie im gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit Spannung abzuwarten.