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EZB erhöht im Dezember 2022 Leitzinsen um weitere 0,50 %-Punkte

In ihrer letzten planmäßigen Sitzung für das Jahr 2022 beschließt die EZB wie schon die FED eine erneute Erhöhung der Leitzinsen.

Im zweiten Halbjahr 2022 erlangte die EZB insgesamt eine besondere Aufmerksamkeit. Hintergrund dafür sind die im Jahr 2022 vorgenommenen Erhöhungen der Leitzinsen von 0,00 % zum Jahresbeginn 2022 (Hauptrefinanzierungsgeschäft) auf nunmehr 2,50 %. Im Dezember 2022 erhöhte die EZB die Leitzinsen allein im Jahr 2022 zum vierten Mal in Folge und das innerhalb kürzester Zeit. Die Folgen für die Unternehmen respektive die gesamte Wirtschaft sind hoch.

m 15.12.2022 fand die letzte planmäßige geldpolitische Sitzung mit Zinsentscheidung des EZB Rates für das Jahr 2022 statt. Mit Spannung wurde erwartet, ob und in welcher Höhe die EZB ihre Leitzinsen nochmals erhöhen würde. Die Markteilnehmer erwarteten überwiegend eine Erhöhung um weitere 0,50%-Punkte. Seit dem 15.12.2022 ist bekannt, dass die Erwartungen der Marktteilnehmer richtig waren. Mit Wirkung zum 21.12.2022 hob die EZB ihre Leitzinsen um weitere 0,50%-Punkte an, sodass sich der wichtige Leitzins für das Hauptrefinanzierungsgeschäft auf 2,50 % beläuft. Es ist die vierte Zinserhöhung der EZB in Folge, allein im Jahr 2022.

Bereits im Juli 2022 ist die EZB von der seit über zehn Jahren verfolgten Nullzinspolitik abgewichen und hat den Leitzins damals um 0,50%-Punkte erhöht. Nach der zweiten Zinserhöhung im September 2022 um 0,75%-Punkte folgte mit Wirkung zum 02.11.2022 eine dritte Zinserhöhung der drei Leitzinssätze von ebenfalls 0,75%-Punkten. In der Folge betrug der Leitzins 2,00 % per 02.11.2022. Mit der vierten Erhöhung im Dezember 2022 hat der Leitzins für das Hauptrefinanzierungsgeschäft wieder ein Niveau von 2,50 % erreicht. Damit erzielt der Leitzins wieder ein Niveau, wie es zuletzt im Dezember 2008 der Fall war.

Mit der aktuellen Leitzinserhöhung macht es die EZB der US-amerikanischen Notenbank FED gleich. Auch die FED hob ihre Leitzinsen bereits am 14.12.2022 um weitere 0,50 % an. Der Leitzins der FED bewegt sich nach der jüngsten Erhöhung in einer Spanne zwischen 4,25 % und 4,50 %. Im Ergebnis ist der Leitzins der FED immer noch deutlich höher als der Leitzins der EZB. Eine Gemeinsamkeit zwischen der FED und EZB ist bezogen auf die jüngste Zinserhöhung, dass diese im Vergleich zu den letzten Zinserhöhungen der beiden Notenbanken im Dezember 2022 mit 0,50%-Punkten geringer ausfiel als zuletzt. Bei der letzten Zinserhöhung hoben sowohl die FED als auch die EZB ihre Leitzinsen jeweils noch um 0,75%-Punkte an.

Wesentlicher Grund für die Leitzinserhöhungen der Notenbanken ist die weiterhin sehr hohe Inflationsrate. Zuletzt betrug die Inflationsrate in Deutschland im November 2022 10,00 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Oktober 2022, wo die Inflationsrate in Deutschland noch 10,40 % betrug, ist ein leichter Rückgang eingetreten. Dennoch ist die aktuelle Inflation im zweistelligen Bereich noch deutlich entfernt vom Inflationsziel der EZB von 2,00 % p.a. Insofern ist vor dem Hintergrund der weiterhin hohen Inflation die jüngste Leitzinserhöhung konsequent. Durch die Leitzinserhöhungen erhöhen sich unter anderem die Kapitalkosten (sowohl Fremd- als auch Eigenkapitalkosten). Die erhöhten Kosten der Kapitalbeschaffung, bspw. um Investitionen zu tätigen, führen dazu, dass die Nachfrage ausgebremst wird und die Inflationsrate in der Folge theoretisch wieder sinkt. Ein negativer Effekt der Zinserhöhungen ist, dass eine sinkende Nachfrage das allgemeine Wirtschaftswachstum ausbremst, sodass sich jüngst vermehrt Ängste einer drohenden Rezession ausbreiten.

Die Ängste einer drohenden Rezession sind am Kapitalmarkt bereits jetzt beobachtbar. So stieg der risikolose Basiszinssatz von 0,10 % zum 01.01.2022 auf zwischenzeitlich 2,00 % per 01.12.2022 an. Ungerundet betrug der risikolose Basiszinssatz zum 01.12.2022 noch 2,01 %. Seitdem ist wieder ein leichter Rückgang des Basiszinssatzes zu beobachten. Zum 14.12.2022 betrug der risikolose Basiszinssatz ungerundet nur noch 1,99 % und unterschritt somit wieder die 2,00%-Marke.

Im anstehenden Jahr 2023 werden Unternehmen mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert sein. Die hohe Inflation wird auch das kommende Jahr noch prägen. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen der Leitzinserhöhungen, die unter anderem in höheren Kosten der Kapitalbeschaffung münden, die Unternehmen belasten werden. Es droht ein spürbarer Rückgang der allgemeinen Wirtschaftsleistung in Deutschland.

Es bleibt abzuwarten, wie die EZB im Jahr 2023 reagieren wird und ob noch weitere Leitzinserhöhungen folgen werden. Bereits jetzt steht aber fest, dass sich die Effekte der bisherigen Zinserhöhungen deutlich mehr im Jahr 2023 als noch im Jahr 2022 auswirken werden, weil die Effekte überwiegend mit zeitlicher Verzögerung eintreten. Unternehmen sollten sich darauf einstellen, dass das Jahr 2023 höchstwahrscheinlich nicht geprägt sein wird von wirtschaftlichen Entlastungen. Daher müssen Unternehmen ihre bestehenden Planungen respektive Forecasts 2023, bspw. ihre Finanzierungs- und Investitionsplanungen, kritisch überprüfen.

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