Die aktuelle Zollpolitik der USA hat massive Auswirkungen auf die Volatilität (Schwankungsbreite) des deutschen Aktienmarkts. Eine Analyse der Volatilität des deutschen Leitindizes DAX anhand des Volatilitätsindex VDAX-NEW zeigt deutlich, dass die US-Zollpolitik zu einer vergleichbar hohen Volatilität führt wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022. Da Kapitalmarktdaten eine wichtige Funktion in der Unternehmensbewertung einnehmen, sind auch hier spürbare Auswirkungen zu erwarten.
Die am 2. April 2025 von der US-Regierung angekündigten Zollmaßnahmen führten zu massiven Turbulenzen an den Kapitalmärkten. Die beobachtbaren Kurschwankungen zeigen deutlich, mit welcher Dynamik die Preisbildung auf den internationalen Kapitalmärkten auf unerwartete Ereignisse wie die hohen US-Zölle reagiert.
Nachstehende Grafik zeigt die Entwicklung des VDAX-NEW seit Januar 2020 bis zum aktuellen Zeitpunkt (Mitte April 2025). Der VDAX-NEW ist ein von der Deutschen Börse AG berechneter und veröffentlichter Volatilitätsindex. Er misst die implizite Volatilität für den deutschen Aktien-Leitindex DAX – also dessen erwartete Schwankungsbreite. Ein hoher VDAX-NEW-Wert weist auf einen unruhigen Markt hin, niedrige Werte lassen eine Entwicklung ohne starke Kursschwankungen erwarten. Der VDAX-NEW wird daher oftmals auch als „Angstbarometer“ bezeichnet.

Abbildung 1: Entwicklung VDAX-NEW von Januar 2020 bis April 2025. (S&P Capital IQ, eigene Berechnungen)
Die Entwicklung des VDAX-NEW zeigt deutlich, dass sich die Schwankung des deutschen Leitindizes DAX derzeit auf einem ähnlich hohen Niveau (rd. 40 Punkte) befindet wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs, jedoch nicht das Rekord-Volatilitätsniveau wie zu Beginn der Covid-19-Pandemie (rd. 85 Punkte) erreicht.
Die aktuelle US-Zollpolitik wird sich voraussichtlich auch auf die Bewertung von Unternehmen auswirken.
- Bewertungsrelevante Planung: Zum einen besteht eine hohe Planungsunsicherheit, da zum aktuellen Zeitpunkt keine verlässliche Aussage zu der weiteren Entwicklung der US-Zollpolitik getroffen werden kann. Derzeit hat die USA die Zölle zwar für die meisten Länder für die nächsten 90 Tage (Stand: 11. April 2025) ausgesetzt, jedoch bestehen die Zölle zwischen den zwei größten Volkswirtschaften China und den USA fort.
- Bewertungsrelevante Kapitalkosten: Bei der Ermittlung der bewertungsrelevanten Kapitalkosten wird das in der Praxis und Rechtsprechung etablierte Capital Asset Pricing Model (CAPM) herangezogen. Da alle Bestandteile des CAPM (risikoloser Basiszinssatz, Betafaktor, Marktrisikoprämie) auf Kapitalmarktdaten beruhen, wirken sich Turbulenzen am Kapitalmarkt auch auf die bewertungsrelevanten Kapitalkosen aus.
Es bleibt abzuwarten, ob die von der US-Zollpolitik ausgelöste, hohe Volatilität langfristig fortbesteht oder nur eine kurzfristige Erscheinung bleibt. Derzeit ändert sich die US-Zollpolitik beinahe täglich. Daher sind die konkreten Auswirkungen auf die Unternehmensbewertung noch nicht vollständig quantifizierbar.